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Das Jahr ohne Sommer – Justus von Liebig

Während wir uns seit Anfang Mai fast ununterbrochen an heißen Temperaturen und pausenlosen Sonnentagen freuen, herrscht gnadenlose Dürre in der Natur. Maispflanzen dörren vor sich hin, Wiesen färben sich braun, Tiere finden keine Nahrung. Eigentlich eine Katastrophe  – nur,  wir merken es nicht wirklich – wir sind ja gut versorgt. Ganz anders die Situation im Jahr 1816 – das „Jahr ohne Sommer". Ein Jahr zuvor war der Vulkan Tambora in Indonesien ausge-brochen. Die Aschemassen in der Atmosphäre führten weltweit zu einer gewaltigen Abkühlung. Auch spürbar in Hessen: Es wurde kalt und regnete quasi nonstop. Die Folgen: Die Ernteerträge gingen auf fast 50% zurück, was später zu einer Auswanderungswelle in Deutschland führte.

Justus von Liebig erlebte diese Hungersnot mit 13 Jahren. Jahre später sollte es ihm gelingen, einen mineralischen Dünger zu entwickeln und dadurch die Ernteerträge in der 2. Hälfte der 19. Jahrhunderts bedeutend zu steigern. Höhere Erträge, weniger Hunger! Auch das ist uns heute angesichts prall gefüllter Supermarktregale nicht mehr so bewusst.

„Du bist ein Schafskopf! Bei dir reicht es nicht mal zum Apothekenlehrling.", so schimpfte einer seiner Lehrer auf dem Darmstädter Pädagog und Liebig startete seine Apothekerlehre in Heppenheim. Man könnte sagen, Liebig war damals bereits anderweitig interessiert und der Schulstoff konnte ihn nicht locken. Schon damals hatte Liebig großes Interesse an der Herstellung von Knallerbsen und kam mit dem sogenannten Knallquecksilber  – einem hochexplosiven Silbersalz – in Berührung.

Seine jugendliche Experimentierfreude mit dem geliebten Knallsilber setzte  die Apotheke in Heppenheim in Brand und zeigte bereits früh seine große Zielstrebigkeit. Tatsächlich wurden Jahre später die Quecksilberspiegel durch seine Silberspiegel ersetzt.

 

Liebig forschte, experimentierte und entgegen der Voraussagen seines Lehrers wurde er zu einem der bedeutendsten deutschen Chemiker.

Auch die Entwicklung des Fleischextraktes diente zunächst dazu, die durch die Cholera  geschwächte Tochter eines Freundes wieder zu kräftigen. So gingen bei Liebig Experimentierfreude, der Wunsch zu helfen und hoher Praxisbezug Hand in Hand.

Backpulver, Chloroform, „Suppe für Säuglinge" als Vorläuferin der Babynahrung – alles Stichpunkte zu seinen zahlreichen Entdeckungen. Und so Hut ab vor diesem großen Chemiker!