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Hände voller Licht

„...Die Stadt ist groß genug. Man kann in ihren Straßen sagen, was man träumt...“  – das Zitat stammt aus dem „Gedicht für Darmstadt“ von Karl Krolow, erschienen 1965 , das die Stadt Darmstadt anlässlich seines Geburtstages bei ihm in Auftrag gab.
Gibt es eine schönere Liebeserklärung an eine Stadt?

Als ich vor Jahren auf dieses Zitat aufmerksam wurde, war mir klar, über Karl Krolow wollte ich mehr wissen, denn es spiegelt auch etwas von meiner Haltung zu Darmstadt wieder.

Krolow fährt fort:

„...Und wird erkannt als einer, der nichts anderes

Als seine Stunden, seine Träume zählt.

Gekleidet von den eigenen Worten,

Lehne ich mich so

an deine heitere Luft."

 

Damals fing ich an, hin und wieder Gedichte von Karl Krolow zu lesen, und stellte dabei fest, dass Karl Krolow vielen Darmstädtern nicht mehr bekannt war. 

 

 

 

Zahlreiche Literaturpreise hat er in seinem Leben erhalten, der Dichter, den es aus dem kalten Hannover nach Darmstadt zog: u.a. den Georg-Büchner-Preis, den

Großen Niedersächsischen Kunstpreis, das Große Bundesverdienstkreuz, den Rainer-Maria-Rilke-Preis für Lyrik, den Hessischen Kulturpreis, den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und 1988 den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg. 1976 wurde ihm der Ehrendoktor der Technischen Universität Darmstadt verliehen. Er war Mitglied im PEN-Club und zeitweise Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Er hatte ein hohes Arbeitspensum, wenn auch in fragiler Balance. Denn depressive Phasen und Hypersensibilität waren seine kontinuierlichen Begleiter. Etwas Ruhe fand er in seinem Atelierhaus an der Rosenhöhe, in dem er bis zu seinem Tod mit seiner Frau Luzie lebte.
UND DOCH:  Trotz der Depressionen schwingen viele seiner Gedichte voller Licht und Leichtigkeit.
Ich finde, über Lyrik lässt sich schwer schreiben, man sollte sie lesen!

Es würde mich freuen, wenn mein Kalender dazu motiviert, Gedichtbände von Karl Krolow in die Hand zu nehmen und darin zu lesen.

Nachtrag: Es bleibt ein „Fleck" auf Krolows Weste – zu seiner Mitgliedschaft in der NSDAP ab 1937 und seiner Tätigkeit als Autor ist mir keine öffentliche Stellungnahme seinerseits bekannt.