Darmstadt hat eine Dependance – auf 2384 – oder hat Tirol eine Dependance in Hessen auf 144? Ich bin mir da nicht so sicher... Aber – was ich weiß ist: Heimat ist da, wo man sich wohl fühlt und auf der Darmstädter Hütte im Verwall bei St Anton, ist das bei mir der Fall! Da ist diese grandiose Berglandschaft: karg, schroff und doch elementar schön. Aber vor allem sind es die Menschen: Andi Weiskopf und seiner Familie, die seit drei Generationen die Berghütte bewirtschaften. Zur Hütte kommt man nur zu Fuß oder mit dem Rad und das ist gut so. Es bedeutet mir sehr viel zu wissen, dass Andi abends auf seiner Terrasse steht, mit dem Fernglas auf die sternförmig ankommenden Bergwege sieht und überprüft, ob seine Schäfchen auch alle eintreffen. Denn eines ist klar: Wir sind im hochalpinen Gelände und da ist nichts selbstverständlich! Und so illustrierte ich vor ein paar Jahren voller Dankbarkeit eine Postkarte mit dem geliebten Motiv.
Und daher ist es für mich ganz klar, dass mein „Darmstädter-Kalender" auch hoch zu „Andi" muss. In St Anton angekommen, betrete ich fröhlich das erste Sportgeschäft mit zwei Fragen: „Wo darf man hier kostenfrei parken?" und „Ich will rauf auf die Darmstädter Hütte und brauche noch Wanderschuhe – und die Schuhe müssen auch für Nepal taugen..." Äh ja – der Verkäufer sieht mich argwöhnisch an, aber anscheinend wirke ich nicht wirklich gefährlich und nach dem Testen von 6 Schuhpaaren unterhalten wir uns freundlich über die Honigjäger in Nepal. Die gekauften Schuhe sind übrigens super und haben ihre Bewährungsprobe bestanden. Und dann gehts los: Mein langjähriger Ruderfreund und ich schrauben uns langsam den Berg hoch, ca. 1080 Höhenmeter - das ist eigentlich nicht schlimm, aber als Flachlandtiroler, aus der Steppe kommend, mit Gepäck auf dem Buckel ist es auch nicht gerade ein Zehenspitzentanz.
Stück für Stück gehts nach oben. Am Stausee entwickelt eine Kuh ausgeprägtes Interesse für Prinzenrollenkekse und wir ziehen schleunigst weiter. Dann wird es steil, die letzte Etappe. Wir schnaufen vor uns hin, blicken verstohlen nach oben. Jetzt könnte die Hütte doch mal kommen. Und dann endlich – die Eingeweihte weiß das – die Kehrseite eines Ponys. Dann ist das Ziel nicht mehr weit. Kurz Luft holen, damit man nicht allzu erbärmlich ankommt, über die Felsen und dann steht Andi da, mit Fernglas: „Wo bleibtst denn?" Wir murmeln was von Flachland und Bergen, bekommen aber gleich einen Zirbenschnaps zur Begrüßung: Oh weh – der brennt durch und wir sind angekommen.
Was bleibt zu sagen: Danke, Andi, Dir und Deiner Familie für die schöne Zeit auf der Hütte, die guten Knödel, den warmherzigen Empfang, den leckeren Zweigelt und alles andere Gute, was wir erlebt haben!!!