Als ich das Bild "Alpha Centauri" entwickelte, wurde ich von meinen eigenen Gefühlen überrascht: Ich war wütend – und bin es immer noch etwas. Wütend auf die Situation der Kulturschaffenden während der Pandemie. Gleich am Anfang der Pandemie wurden Berufe und damit auch Menschen in „systemrelevant" und „nicht systemrelevant" eingeteilt. In Bezug auf die „systemrelevanten" Berufsgruppen war es durchaus höchste Zeit, dass diese endlich mal im Fokus standen. Gleichzeitig erhielt ich aber auch den Eindruck, Kultur sei wie eine Praline zum Dessert – nett aber nicht wirklich notwendig. 

Into the Shed: Liz Kosack
Into the Shed: Liz Kosack

Jazz-Musiker Till Brönner hatte es im November 2020 auf den Punkt gebracht: Zu sehen wie unsere Wirtschaft seit Ausbruch der Pandemie Ende Februar reflexartig in systemrelevante und systemirrelevante Berufe unterteilt wurde, hatte ich  zunächst für eine reine Sicherheitsmaßnahme gehalten. .....Aber wenn ein gesamter Berufszweig per Gesetz gezwungen wird, seine Arbeit zum Schutze der Allgemeinheit ruhen zu lassen, dann muss doch die Allgemeinheit dafür sorgen, dass diese Menschen nach Corona noch da sind." LINK

Mit dem ersten Lockdown wurde mir innerhalb einer Woche ein wichtiger Freelancer-Vertrag kommentarlos gekündigt, Ausstellungen geschlossen und so ging es weiter: Kaum Verkaufsmöglichkeiten für meinen letzten Kalender der Trilogie „Darmstädter", keine Märkte, Geschäfte zu, die Ausstellung im Alice-Hospital auch.

Mir fehlten die Live-Konzerte. Ich fühle mich der Jazz-Szene ganz besonders verbunden und fühlte mit den MusikerInnen... So entstanden aus der Sehnsucht nach Konzerten die Serie der "Jazzbirds"

Die Jazzszene begann nun mit Online-Konzerten, fast schon gespenstisch ohne Publikum, ohne Applaus. Und ich beschloss, dabei zu sein – mit dem Skizzenbuch. 
Es war meine Art, mit meiner Sehnsucht umzugehen und Verbundenheit zu zeigen. So kam ich dann auch „rum": So z.B. nach Berlin zu Ronny Graupe, auf dessen kleinen Konzerten von "Into the Shed", sich lauter bekannte JazzmusikerInnen aus Berlin tummelten.

Dabei ist es überhaupt nicht einfach, bei Streaming-Konzerten zu skizzieren – die ständig wechselnde Kameraführungen bestimmen meinen Blickwinkel  – was eigentlich keine Freude macht.

Und gerade am Anfang gab es oft kleinere Pannen: so blieb der Ton weg oder das Bild hinkte dem Ton hinterher oder verschwand ganz.

Kunstpfade St. Martin. e.V.: Alexandra Lehmler –  Ella & Luis, Mannheim: international Jazzday 20– Into the Shed: Julia Kadel, Ronny Graupe, Wanja Slawin, Kosack/ Sundland, Beierbach/Schulze  – Moers-Festival 20: The Dorf – Into the woods: Richard Koch – Musikpreis Darmstadt 21: Fin Krug, Anke Schimpf, Uli Partheil

Im Dezember 2020 beschloss ich dann, einen Schritt weiter zu gehen: Wenn die JazzmusikerInnen digital unterwegs waren, so wollte ich sie dann auch adäquat begleiten: Ich kaufte mir ein IPad und stellte meine Technik auf digitales Skizzieren um – ein Schritt, der mir auch für die Zukunft spannende Perspektiven eröffnet. Ich hoffe nur, dass ich bald wieder auf Live-Konzerte gehen kann und die „Kulturschaffenden" Ihrem Beruf nachgehen können!  LINK