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Kästner und seine Illustratoren

Am Anfang der Arbeit steht nun mal die Recherche... ;-) Neben der Einarbeitung in verschiedene Biografien, gibt es da auch den Blick auf Kästners künstlerisches Umfeld und somit auf meine "Kollegen", zwei bemerkenswerte Illustratoren:

Wer kennt noch Kästner wunderbaren Kinderbücher und damit die Bildwelten von Walter Trier – plakative Illustrationen in einer humorvoll schlicht gehaltenen Liniensprache:
Walter Trier, (* 25. Juni 1890 in Prag † 8. Juli 1951 in Craigleith bei Collingwood, Ontario, Kanada) war Zeichner und Illustrator. Der Sohn einer deutschsprachigen, jüdischen Familie studierte in Prag und wurde schnell als Zeichner für Zeitschriften wie den "Simplicissimus", die "Jugend", die "Lustigen Blätter" oder die "Berliner Illustrierte" sowie den "Uhu" bekannt. 1929 lernte er Erich Kästner kennen und mit der Illustration zu einem der bekanntesten Kinderbücher "Emil und die Detektive" begann ihre jahrelange Zusammenarbeit – beendet durch die Machtübernahme der Nazis. Zum Glück konnte Walter Trier 1936 nach London emigrieren, 1947 zog er nach Kanada. 

Ein weit traurigeres Schicksal ereilte Kästners ersten Illustratoren und guten Freund Erich Ohser (* 18. März 1903 in Untergettengrün,  † 6. April 1944 in Berlin): Viele kennen ihn vor allem unter seinen Pseudonym e.o. plauen und seine genialen "Vater und Sohn"-Comics, die er ab 1934 in der "Berliner Illustrirten Zeitung" herausgab. Aber seine Freundschaft mit Erich Kästner begann bereits in Leipzig. 1927 wurde Kästner bei der "Neuen Leipziger Zeitung" gekündigt, nachdem seinem von Ohser illustrierten erotischem Gedicht "Nachtgesang des Kammervirtuosen" Frivolität vorgeworfen worden war. Das tat der Freundschaft aber keinen Abbruch. Sie reisten viel zusammen, so z.B. nach Paris. Unter dem Eindruck dieser Reise entstand auch später das Gedicht: "Jardin du Luxembourg".  1928 erschien Kästners erster Gedichtband mit Illustrationen von Erich Ohser: "Herz auf Taille". Im Gegensatz zu den späteren "Vater und Sohn"-Comics waren diese mehr expressionistische Zeichnungen. Allerdings wurden für die Folgeauflage Ohsers Illustrationen vom Verlag bereits wieder wegen Anstößigkeit gestrichen.

Der Beginn des Nazi-Regimes war das Aus für Ohsers Tätigkeit als politischer Zeichner. Seine berühmte "Vater und Sohn"-Serie durfte er nur unter Pseudonym veröffentlichen. Und er blieb immer unter Beobachtung. Am 28. März 1944 wurden Ohser und sein Freund Erich Knauf verhaftet. Der Prozess vor dem Volksgerichtshof sollte am 6. April 1944 eröffnet werden. Ohser erhängte sich in der Nacht zuvor.

Neben den zwei prominenten Illustratoren gibt es auch zahlreiche Künstler, die die Kunstwelt der Weimarer Zeit entscheidend und damit sicher auch Kästner prägten. Im Hinblick auf Kästner finde ich vor allem George Grosz und Otto Dix spannend – beide, wie Kästner. Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Gerade "Der Streichholzhändler 1" (1920) und der "Streichholzhändler 2" (1927) könnten Inspirationen für Gedichte gewesen sein. Aber auch die grotesken Großstadtsatiren von Grosz sind aus meiner Sicht für die Atmosphäre in damaligen Berlin typisch. Auch Heinrich Zille mit seinen Millieu-Zeichnungen ist nicht zu vergessen.
So besteht nun meine "Aufgabe" darin, aus all diesen interessanten Perspektiven, einen Stil zu entwickeln, der gleichzeitig Humor, Zartheit und Satire ermöglicht und Kästner-gerecht wird. Na dann... schaun wir mal! ;-)