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Lang lebe langer Lui – Georg Moller

Wie schön: am 25. August wird das bekannteste Denkmal Darmstadts 175 Jahre alt – das Ludwigsdenkmal (Langer Lui), 1844 fertig gestellt – Architekt Georg Moller. Was geschehen wäre, wenn Moller seinen Entwurf nicht realisiert hätte, sieht man links. Im aktuellen Lepporello von Gruner & Haag zum Ludwigsjubiläum ist es abgebildet. Das Denkmal von Georg Lerch wäre doch recht traurig gewesen. Dann sehe  ich doch gerne Großherzog Ludewig I, schön nach oben entrückt, auf sein Volk hinuntersehen. Im März 1820 hatte er leicht zähneknirschend seinen Untertanen eine Verfassung zugestanden, die z.B. die „Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz" verankerte. So thront er nun, von Tauben flankiert, auf der Höhe Darmstädter Dächer – einer der wenigen „Überlebenden" der Darmstädter Brandnacht, wenn auch mit Einschusslöchern.

Vieles wurde in der Brandnacht 1944 unwiderruflich zerstört. Dennoch konnten Gebäude von Georg Moller wieder instand gesetzt werden: Die klassizistische Kuppelkirche St. Ludwig, das Moller-Haus und das schöne, ehemalige Theater, mittlerweile Sitz des Stadtarchivs. Was strukturell erhalten blieb, ist der Bereich, der als Moller-Stadt gilt. Während das alte Darmstadt im Zentrum ein sehr verwinkeltes, unüberschaubares Gewirr von Gässchen und Häusern bildete, plante Moller eine großzügige Erweiterung der  Stadt, von der wir noch heute profitieren.

Aber nun zu Georg Moller:
Aus einer norwegischen Pastorenfamilie stammend, wurde er 1784 in Diepholz geboren. 1800 startete Moller sein Architekturstudium in Hannover. Hier lernte er Friedrich Weinbrenner kennen, dem er 1802 nach Karlsruhe folgte, um seine Studien dort fortzusetzen. Von 1807 bis 1809 unternahm Georg Moller eine Studienreise nach Rom. In Italien erhielt er die entscheidenden Impulse durch die dortige deutsche Künstlerkolonie und entwickelte seine Liebe für klassische Architektur-Formen. Nach Beendigung dieser Reise wurde er 1810 Oberbaurat und Hofbaudirektor des Großherzogtums Hessen-Darmstadt. Neben seiner Neigung zur klassischen Formensprache war Georg Moller aber auch einer der ersten Architekten in Deutschland, der den unschätzbaren Wert historischer Gebäude erkannte. 

Mit seiner Buchreihe „Denkmäler zur Deutschen Baukunst“ setzte er Meilensteine für die Dokumentation sowie den Erhalt historischer Gebäude. Die erste deutsche Verordnung zum Denkmalschutz wurde ebenfalls auf Grund seiner Initiative erlassen. Besonders spannend war sein Beitrag zum Weiterbau des Kölner Doms: Dieser stand um 1814 unvollständig und traurig herum und galt dennoch als wichtiges Symbol für deutsche Geschichte. Es fehlten die entscheidenden, historischen Zeichnungen, um ihn fertigzustellen. Wie durch ein Wunder entdeckte Moller 1814 einen Teil des Fassadenplans von Dombaumeister Arnold im Dachstuhl des Gasthofs Traube in Darmstadt. Auch bei der Auffindung des zweiten Aufrisses in Paris war er involviert. Nach diesen Plänen konnte dann der Dom letztendlich fertig gestellt werden.

Man könnte noch sehr viel über Georg Moller schreiben. Er hatten neben seinem Talent als Architekt vor allem auch die Fähigkeit, Menschen zu gewinnen und in seine Projekte einzubinden. Man kann sich denken, dass Stadtplanungen in dem von ihm gewünschten Umfang nicht nur auf Begeisterung stießen. Aber Georg Moller wusste sich Dank Feingefühls und gutem Netzwerken durchzusetzen. Nicht zuletzt unterrichtete er auch viele junge Architekten und bildete damit das Fundament des heute renommierten Lehrstuhls für Architektur
Wenn ich also heute über den Luisenplatz fahre, sende ich immer einen kleinen, dankbaren Gruß nach oben zum Lui und seinem Architekten Georg Moller.